Wir stellen sowohl durch die Aufnahme von Kindern ab vier Monaten als auch durch die Umsetzung des Rechtsanspruchs auf einen Kindergartenplatz ab drei Jahren fest, dass es schwieriger geworden ist, allen Alters – und Entwicklungsgruppen mit den klassischen pädagogischen Gruppenformen gerecht zu werden.
Für die Erzieherinnen bedeutet diese Gruppenform, alle Bildungsbereiche im eigenen Gruppenbereich anbieten zu müssen. Somit müssen alle Kolleginnen viele verschiedene Bereiche gestalten und unterschiedlichste Lernprozesse begleiten. Ein Konzentrieren auf einen Bereich und somit Einlassen auf die Fragen und Interessen der Kinder zu diesem einen Bereich ist oft nicht in ausreichendem Maß möglich. So geschieht es häufig, dass während der Bilderbuchbetrachtung die Erzieherin Fragen zum Bauen, Malen und zu Gesellschaftsspielen ebenfalls beantworten muss. Kinder erleben dann, dass immer wieder Störungen entstehen und ein wirkliches Einlassen auf das begonnene Geschehen schwierig ist.
Der Tatsache, dass Kinder am besten lernen, wenn Sie eine anregende Umgebung vorfinden, ihrem eigenen Lerninteresse nachgehen können und begleitende, impulsgebende Erzieherinnen vorhanden sind, kann durch die Teiloffene Arbeit Rechnung getragen werden.
In der Teiloffenen Arbeit behalten die Kinder ihre Gruppenzugehörigkeit (Stammgruppe) bei, beginnen dort den Tag und kehren zu festen Zeiten, wie Stuhlkreis dorthin zurück.
In der Zwischenzeit wählen die Kinder aus, in welchen Raum sie gehen möchten.
Die Räume sind als Funktionsräume gestaltet, jeder Raum bietet den Kindern also die Möglichkeit, sich einer, höchstens zwei verschiedenen Aktivitäten zu widmen.
Klassische Funktionsräume sind:
- Bewegungsraum (Bewegungsbaustelle, Rollen, Fahren, Balancieren, Klettern etc.)
- Atelier (Farben, Stifte, Papier, Kleber, Ton, Karton etc.)
- Rollenspielraum (Themen: Familie, Berufe, Darstellendes Spiel, Gesellschaftsspiel, Sprachspiele, Puzzle etc)
- Bau – und Konstruktionsraum (große Bausteine, Kartons, Lego, Papierflieger falten)
- Bistro (Frühstück, Mittagessen)
In den Stammgruppen finden regelmäßige Stuhlkreise statt, in denen aktuelle Dinge besprochen werden, Spiellieder gesungen oder Geburtstage gefeiert werden können. Die Kinder erleben sich ihrer Gruppe als zugehörig.
Die Erzieherinnen bilden ein Zweier- oder Dreierteam zur Besetzung der Stammgruppen. Außerhalb der Stammgruppenzeiten können sich die Teams mischen und neue Konstellationen zur Besetzung der Funktionsbereiche bilden. Diese Teams bleiben über einen längeren Zeitraum zusammen und gestalten die pädagogische Arbeit für ihren Funktionsbereich.
Zusätzlich kann die Leitung oder gruppenübergreifend arbeitende Kräfte in den Funktionsbereichen mitarbeiten und Lernwerkstätten durchführen.
Die Erzieherinnen haben in der Teiloffenen Arbeit die Aufgabe, die Entwicklung aller Kinder in den Blick zu nehmen, die ihren Funktionsbereich wählen. Dies bedarf einer präzisen Dokumentation der Entwicklung und eines regelmäßigen, gut strukturierten Austauschs der Erzieherinnen. Dies ist fester Bestandteil einer jeden Teamsitzung, um kontinuierlichen Austausch zu gewährleisten. Der Kontakt zu den Eltern bleibt in der Regel weiterhin über die Erzieherinnen der Stammgruppe gegeben.
Teiloffene Arbeit und U3:
Für junge Kinder ist die Entwicklung einer stabilen Bindung Grundlage von Entwicklung und Bildung und somit wesentliches Ziel unserer Arbeit. Ihre eigenen Gruppenräume bieten Sicherheit und Orientierung. Hier finden sie ihre Bezugspersonen und können die notwendigen Bindungen aufbauen.
Innerhalb dieser beiden Gruppen sind ebenfalls Funktionsbereiche vorhanden. Durch diese internen Funktionsbereiche erleben die Kinder genügend Sicherheit und Anreiz gleichermaßen.